Wie wir an der Leinenpöbelei arbeiten

Wie wir an der Leinenpöbelei arbeiten

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Hallo ihr Lieben,

wir machen ja keinen Hehl darum, beziehungsweise beschwert sich die Mama immer wieder, dass ich bei Hundebegegnungen an der Leine wohl recht schwierig bin. Das ist wohl angeblich sogar noch milde ausgedrückt. Daher heißt es seit Wochen bei uns: „Bye, bye Leinenpöbelei“

Lasst es mich so sagen: Wir hatten inzwischen schon diverse Spaziergänge, bei denen die Mama plötzlich mit Tränen in den Augen neben mir stand und mich fast todgeknuddelt hat. Hier einmal drei Beispiele:

1. Die Begegnung im Wald

Wir waren mit Mathilda und Ida von unserer lieben Blog-Tierärztin im Wald. Zugegeben, den Wald kannten die Mama und ich noch nicht, aber das spielt keine weitere Rolle. Wir waren schon auf dem Weg zurück zum Auto und konnten das sogar schon sehen. Da kam uns auf dem schmalen Waldweg ein Mann mit zwei Hunden entgegen. Der eine schien wohl nicht so freundlich anderen Hunden gegenüber, denn den hielt er am Halsband und lief weiter uns entgegen. Aus Rücksicht haben wir alle Hunde rangerufen und an die Leine genommen. Die Mama hat mich schon ausflippen sehen und dachte sich wohl: „Na mach doch, die Maren weiß ja, dass wir am Pöbeln arbeiten“ und lief frohen Mutes den Weg weiter entlang. Naja und was habe ich gemacht? Nichts. Ich kann euch nicht mehr sagen, ob ich einfach schon von fast 2 Stunden spazieren gehen müde war, oder der Mama einfach nur einen Gefallen tun wollte.

2. Die Begegnung mit meiner Erzfeindin

Das war, als der Papa nicht da war. Da hatte die Mama den Minimenschen auf den Rücken geschnallt und ist dann mit ihm und mir zum Pullern gegangen. Eigentlich dulde ich ja schon niemanden auf meiner Hundewiese, aber wenn sie schon den Kleinen mitnimmt und der mich abgöttisch liebt, will ich sein Weltbild natürlich nicht zerstören. Daher habe ich den Border Collie auf meiner Wiese zwar gesehen, aber nur mit einem kurzen „Wuff“ gezeigt, dass ich jetzt da bin. Der sollte ja nicht denken, dass ich ihn nicht gesehen habe.
Als wir dann wieder zurück zu unserem Haus sind, kam uns an der Häuserreihe meine absolute Erzfeindin aus dem Haus entgegen. Ich sags euch, die ist sooo blöd. Die greift mich im Wald auch an, wenn sie abgeleint ist. Ihr merkt also schon, die ist richtig blöd! Daher sage ich ihr normalerweise schon von 50 Meter Entfernung, dass sie wegbleiben soll – sie macht das meistens genauso. Naja und diesen einen Tag hab ich sie zwar gesehen, auch deutlich näher als 50 Meter und ich habe mich nicht in die Leine gehangen und auch nur 3 mal halbherzig gebellt. Die Mama ist mit mir schnell ins Haus rein und hat im Aufzug wirklich vor Freude fast geweint!


3. Der „wir legen es drauf an“- Spaziergang

Das waren bis jetzt nur zwei Beispiele. Eigentlich hatte ich mich inzwischen aber so unter Kontrolle, dass ich sogar des öfteren mal Hunde übersah, die sich in meiner Nähe befanden. Aber halt immer doch etwas weiter weg und nie wirklich in naher Sichtweite. Daher hatte die Mama eines Tages beschlossen, wir testen jetzt, ob mein Verhalten am Ort, sprich der Pullerwiese, liegt oder sich tatsächlich etwas getan hatte. So ging es also schön durchs Wohnviertel. Schon nach 5 Minuten kam uns an einer Kreuzung ein Opa mit seinem kleinen Kleffhund entgegen. Kaum kam der aus dem Haus bellte er mich auch schon an. Die Mama hatte ihn natürlich auch gleich gesehen, ist einen Schritt schneller auf ihn zugelaufen und ist dann dem Straßenverlauf um die Kurve gefolgt. Ich hatte den Kleffer natürlich gesehen und registriert, habe mich aber auf die Mama konzentriert und bin ohne einen Ton mit ihr mitgelaufen. Das hat ihr wohl ganz gut gefallen. Daher ging es weiter auf Hundesuche. Nach drei Ecken fanden wir die dann auch. Etwa 10 Meter vor uns ging jemand samt Hund über die Straße. Da die Distanz zwischen dem anderen Hund und mir wohl zu kurz gewesen wäre, sollte ich mich hinsetzen. Normalerweise nicht mehr denkbar, wenn ich den anderen Hund erst einmal gesehen habe. Trotzdem hab ich mich ohne Probleme hingesetzt und gewartet, auch als zwischen den Autos noch ein Mensch mit Hund lang gerannt kam. Wir setzten unseren Weg fort und nach 20 Metern kam eine Omi mit ihrem kleinen Hund direkt vor uns auf unseren Weg. Die Mama ist mit mir gleich auf die andere Straßenseite gelaufen und ich war trotzdem ruhig. Auch habe ich dann nicht wie sonst in die Richtung gezogen, sondern hab mich aufs Schnüffeln konzentriert. Die Oma ist in die gleiche Richtung wie wir gelaufen und vor einer Kurve stand sie dann und unterhielt sich mit jemanden. Die Mama meinte dann „Jetzt will ich’s wissen“, ist mit mir wieder auf die andere Straßenseite gegangen und schnurrstraks auf die Oma mit dem Hund zumarschiert. Blöderweise hatte sich die Oma mit einem Mann unterhalten, der seinen Hund dort frei laufen ließ und der kam natürlich direkt auf mich zugelaufen. Dem musste ich mit zwei Wuffs erst einmal sagen, dass er das lassen soll. Aber dann bin ich weiter mit der Mama gelaufen, ohne mich in die Leine zu hängen.

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Die Mama meint, dass das vor ein paar Wochen noch nicht denkbar gewesen ist und ich super Fortschritte mache.


Aber, wie trainieren wir nun eigentlich?

An der Stelle überlasse ich der Mama das erklären. Sie meint nämlich, dass sie am meisten lernen musste.

Und so ist es auch. Nachdem uns bewusst wurde, dass Abby uns nicht zutraut eine Hundebegegnung zu meistern, mussten wir umdenken. Darüber hatte ich ja schon einmal kurz berichtet.

Damals war der Knoten aber noch nicht komplett geplatzt. Was wir nämlich verstehen mussten war, dass unser Erziehungskonzept so nicht mehr funktionierte. Das wohl wichtigste war etwas zu verstehen, was recht banal klingt, was uns aber zum Ziel gebracht hat:

Ich musste aufhören zu wollen, dass Abby mir folgt und anfangen sie führen zu wollen.
Lasst mich das kurz erklären: Jedes Mal, wenn Abby sich in die Leine geschmissen und alles verbellt hat, hat sie den Job des Rudelführers übernommen. Ich war ihrer Meinung nach nicht in der Lage sie und mich sicher aus der Situation zu führen. Wie sollte ich von Abby denn verlangen, dass sie mich anguckt und sich hinsetzt, wenn sie bei jeder Hundebegegnung Angst um mich und sich hatte? Ich musste ihr beweisen, dass ich die Situation händeln kann, dass ich das Rudel beschütze. 
Somit hieß es in den nächsten Wochen nicht mehr Abby zu trainieren, sondern mich. Aber wie zeigt man einem Hund, dass man das Rudel führen kann und Situationen im Griff hat? Bei den Wölfen ist das nicht der Hund, der am lautesten ist oder sich am meisten durch Kläffereien aufplustert. Der Leitwolf ist in jeder Situation ruhig und behält einen kühlen Kopf. Genauso musste ich also werden: Ruhig und gelassen. Ich musste aufhören bei jedem Hund in Sichtweite schon innerlich Panik zu bekommen, dass Abby gleich wieder austicken würde und es musste mir egal werden, was die Nachbarn sagen, wenn dieser große Hund wieder „austickt“.

Um mehr Selbstsicherheit zu bekommen musste ich also an mir arbeiten. Das ist zum einen Kopfsache, aber auch durch Körpersprache kann man schon ganz viel erreichen. Stellt euch einmal gerade hin, zieht die Schultern nach hinten und lauft richtig gerade. Damit hat man ein ganz anderes Körpergefühl, als wenn man mit herunterhängenden Schultern durch die Gegend läuft. Ein Buch, was mir in dem Bereich sehr geholfen hat war folgendes:


Das werden wir euch auch morgen vorstellen.

Zum anderen hat uns das Training nach Anita Balser sehr geholfen. Wir hatten euch ja schon einmal von der DVD erzählt:

Nach wie vor kann ich jedem, der ebenfalls Probleme mit seinem Hund hat, die DVD ans Herz legen. Aber ich möchte euch das Prinzip, nachdem Anita trainiert, kurz erklären.

Sie arbeitet nach dem Ampelprinzip. Wie bei einer Ampel gibt es die Farben grün, gelb und rot. Das Grün in dem Training entspricht dem Grün auf der Ampel: Solange grün ist, ist alles gut und alles kann weiter gehen. Das grün ist also jede Situation, in der ihr euren Hund nicht korrigieren müsst. Wichtig für ein gutes Grün ist die innere Einstellung. Die konnte ich mit den Tipps vom Leitwolf Training optimieren. Die gelbe Phase ist die „Vorsicht, gleich passiert etwas“-Phase. Dabei warnt ihr euren Hund vor in dem ihr euch mit voller Energie zu eurem Hund eindreht, ihn anguckt und ihm so deutlich macht, dass hier gerade etwas schief läuft. Bei der Roten Phase müssen Auto stehen bleiben und der Hund verstehen, dass er so nicht weitermachen soll. Hierbei dreht man sich ebenfalls voller Energie zu seinem Hund, berührt ihn aber. Durch den Körperköntakt holt man den Hund aus seiner Welt und seiner Verhaltensweise heraus. Wichtig ist hier: Der Hund wird nicht geschlagen. Er wird einfach nur berührt. Durch die innere Einstellung und Energie merkt der Hund, dass gerade etwas nicht richtig war.

Bei uns war das Hauptproblem, dass Abby schon sehr aufgeregt in Spaziergänge gestartet ist. Daher mussten wir sie dazu kriegen, dass sie entspannter läuft. Wenn wir also gemerkt haben, das sie sich selber hochpusht, haben wir sie mit „rot“ korrigiert. Manchmal brauchten wir 3-4 Korrekturen gebraucht und schon hat Abby gemerkt, dass wir Verantwortung für sie übernommen haben. Sie war wesentlich entspannter und wir dadurch ebenfalls ruhiger. Während Hundebegegnungen oder wenn Abby sich bereits von 0 auf 100 hineingesteigert hatte, korrigiert man nicht. Wenn sie bereits in der Leine hängt ist es zu spät und während Hundebegegnungen würden wir ihr nicht zeigen, dass wir die Situation im Griff haben. Wichtig war dann noch mit geradem Blick nach vorne und einem Schritt schneller in Richtung anderen Hund zu gehen. Natürlich hat das nicht sofort eine Besserung gebracht. Aber im Moment können wir an vielen Hunden entspannter vorbeigehen.

Bitte denkt dran, dass wir keine Hundetrainer sind und wir jetzt so unseren Weg gefunden haben. Das heißt nicht, dass es bei eurem Hund genauso klappen wird. Wir sind auch  noch lange nicht so weit im Training, dass ich Abby als „geheilt“ ansehe. Aber wir merken, dass wir mit unserem Weg in die richtige Richtung gehen und ich halte euch diesbezüglich gerne auf dem Laufenden.

Eure
Abby und Diana

14 Gedanken zu „Wie wir an der Leinenpöbelei arbeiten

  1. Hallo !

    Glückwunsch zu deinen Erfolgen, sie klingen ja wirklich super.
    Eine Frage habe ich, wie darf ich folgenden Satz verstehen:
    "Hierbei dreht man sich ebenfalls voller Energie zu seinem Hund, berührt ihn aber"

    Wenn Lyko ausrastet, geht er nach vorne!
    So stark nach vorne, dass ich nur noch hinten in der Leine hänge und nur noch versuchen kann nicht den Stand zu verlieren.
    WIE soo ich dabei mir VOR MEINEN Hund bringen.
    Ich praktiziere es ähnlich, aber in einer Phase, die ich bei Dir als "Gelb" benennen würde. Aber Lyko schafft hier selten den Blickkontakt zu mir, sondern lienst irgendwie an mir vorbei. Nicht selten schafft er es an mir vorbei nach vorne zu preschen und ich drehe dann nur noch Pirouette und versuche stehen zu blieben…

    Gruß Silke

    1. Hallo liebe Silke,

      ganz wichtig: Sobald der Hund "ausrastet" ist ein korrigieren zu spät. Es ist unsere Aufgabe schon die Schritte davor bis zum ausrasten zu unterbinden. Bei Abby war es auch so, dass sie an der Leine immer vor mir gelaufen ist. Am Ende hat sie nicht mehr gezogen, was ein riesen Fortschritt war. Aber auch das haben wir mit dem Ampelsystem gelöst und durch diesen Vorschritt hat sie dann kapiert, dass ich sie führe.

      Wenn sie jetzt aber wieder in die Leine preschen würde, dann kann ich auch nur die Leine kurz nehmen und versuchen schnell und ohne etwas zu sagen am anderen Hund vorbeizugehen.

      Liebe Grüße und ich drücke euch alle Daumen und Pfoten, das ihr auch euren Weg findet!

  2. Ich kann euch so gut verstehen.
    Wir haben genau das Selbe trainiert.
    Es macht einen wahnsinnig und wenn dann die Hundeschule sagt, er sei bissig und benötige einen Maulkorb und du allein da stehst, ist das eine der schlimmsten Situationen, aus denen du Selbstbewusstsein schöpfen kannst.
    Bei mir kam der Knall als ich ihn mit in die Schule nahm, er genau das ungewünschte Verhalten zeigte und mir meine Lehrerin zeigte, was ICH zu machen habe. Ich habe das zwei Tage mit ihr trainert. Nach 2 Tagen habe ich nur geheult.
    Heute saßen wir beim Tierarzt, Adgi hat sich hingelegt und entspannt, obwohl andere Hund da waren.
    Es ist Licht am Ende eines jeden Tunnels!
    Haltet durch!

    1. Da hast du eine tolle Lehrerin!!
      Ja, die Art des Hundetrainings ist halt doch verpöhnt, spiegelt sie ja nicht das reine positive Verstärken. Aber wenn man das ewig probiert hat und damit nicht weiterkommt, muss man andere Wege finden. Und vor allem: Wenn man schon so lange trainiert ist das Selbstbewusstsein im Eimer.. und dann soll einem der Hund auch noch sein Leben anvertrauen?

      Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg!!! Und dass Adgi nichts schlimmes hat.

      Liebe Grüße

  3. Huhu!
    Ich freu mich seeeehr für euch, dass ihr so bzw Abby so tolle Fortschritte macht. Wir haben ja mit Timmy genau das gleiche Problem und ich kann es so gut verstehen, dass man da vor Freude manchmal weinen möchte!
    Wir bzw Timmy macht mittlerweile auch Fortschritte. Zwar noch nicht so große wie Abby aber bei jedem Hund, den er ignoriert, könnte ich vor Stolz platzen. Ich hoffe, wir können bald noch mehr Erfolge verbuchen! Euer trainingsansatz klingt übrigens echt interessant. Wir trainieren zwar ausschließlich mit positiver Verstärkung aber wir werden uns die DVD dennoch anschauen. Vllt können wir auch da etwas für uns mitnehmen.

    Wir drücken euch für euer Training die Daumen und wünschen euch weiterhin gaaaanz viel Erfolg!

    Liebe Grüße Vicky & Timmy

    1. Dankeschön Vicky,

      ich drücke dir natürlich auch die Daumen, dass ihr weiterhin Fortschritte macht! Und wir sind gespannt auf eure Berichte dann.

      Liebe Grüße
      Diana

  4. Oh ja bei uns hat es auch wunder gewirkt! Aber wie bei dir, liegt es jetzt an mir, dass alles weiter so durchzuziehen…. wie sind aber auch schon lange dabei… aber es hat viele Rückschläge gegeben. Mal sehen ob es irgendwann ganz klappt.

  5. Das hört sich doch schon super an, echt wahnsinn was ihr schon geschafft habt. Die DVD und die Bücher werde ich mir wohl auch mal zulegen, mit Sam arbeite ich im Moment auch an diesem Problem. Mal klappt es mehr, mal weniger gut, deswegen ist das bestimmt eine tolle Hilfe für uns.
    Liebe Grüße
    Jasmin mit Nora, Rico und Sam

    1. Ich drück euch ganz fest die Daumen, dass es euch auch hilft!
      Wenn die Hunde erst einmal verstanden haben, dass wir Menschen die Führung und damit Verantwortung übernehmen, dann stellen sich recht schnell Erfolge ein.

      Liebe Grüße
      Diana

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